Wie sich Persönlichkeit messen lässt
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
- „Ich habe immer einen Zeitplan.“
- „Ich habe kein Problem damit im Mittelpunkt zu stehen.“
- „Ich habe immer Verständnis für die Gefühle anderer.“
Solche Fragen stellt der sogenannte Big-Five-Persönlichkeitstest. Er wird weltweit in der Forschung eingesetzt. Auch wenn kein Mensch wie der andere ist: Die Forschung nutzt solche Modelle, um Persönlichkeit besser zu beschreiben und vergleichen zu können. Auch, um besser zu verstehen, wie Persönlichkeitsmerkmale mit bestimmten Verhaltensweisen zusammenhängen.
19 Studien zu Persönlichkeit und Spielproblemen
Genau das wollten Forschende zum Beispiel beim Thema Spielsucht herausfinden: Gibt es bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die bei Menschen mit Glücksspielproblemen besonders häufig zu finden sind?
Zu diesem Thema wurden bereits viele einzelne Studien durchgeführt. Eine große Analyse hat nun die Ergebnisse von 19 dieser Studien zusammengefasst – mit Daten von über 32.000 Personen.
Typische Persönlichkeitseigenschaften von Menschen mit problematischem Spielverhalten
Die Analyse zeigt: Menschen mit Glücksspielproblemen weisen häufig ein bestimmtes Persönlichkeitsmuster auf. So fand sich ein Zusammenhang mit folgenden Eigenschaften:
- Hoher Neurotizismus. Dazu zählen Personen, die schnell von ihren Gefühlen überrollt werden. Sie sind oft ängstlich, sensibel oder schnell genervt. Auch eine innere Unruhe kann ein Zeichen dafür sein.
- Niedrige Gewissenhaftigkeit. Dies betrifft Menschen, die sich schwerer selbst steuern und organisieren können. Sie handeln oft impulsiv und spontan. Quasi „aus dem Bauch heraus", ohne lange über die Folgen nachzudenken.
Auch andere Persönlichkeitsmerkmale kommen bei Menschen mit Spielsucht häufiger vor. Sie sind aber weniger typisch:
- Geringere Verträglichkeit. Viele dieser Personen vertreten ihre Meinung offen – auch wenn das mal zu Konflikten führt. Sie sind oft ehrgeizig, wettbewerbsorientiert und tun sich schwer damit, anderen zu vertrauen.
- Geringere Offenheit für neue Erfahrungen. Sie halten lieber an Bekanntem fest und stehen Veränderungen oder neuen Ideen eher skeptisch gegenüber.
- Eher introvertiert. Menschen mit problematischem Spielverhalten scheinen zudem eher introvertiert zu sein. Sie genießen die Zeit für sich, sind weniger gesellig, eher ruhig – und stehen ungern im Mittelpunkt.
Was war zuerst da: die Persönlichkeit oder die Spielprobleme?
Was die Studie allerdings nicht beantwortet ist, ob die Persönlichkeit die Spielprobleme auch auslöst. Das ist die klassische Henne-Ei-Frage: „Was war zuerst da?“.
So könnte es sein, dass die Persönlichkeit das Risiko erhöht spielsüchtig zu werden. Es wäre denkbar, dass Glücksspiel als kurzfristiger Fluchtweg dient, um unangenehme Gefühle für kurze Zeit auszublenden. Menschen, die nicht sehr gewissenhaft sind, denken oft mehr an ihre aktuellen Gefühle und weniger an die Folgen für später. Das kann dazu führen, dass sie eher spielen oder wetten. Auch wenn ihnen eigentlich bewusst ist, dass dies später zu Problemen wie Schulden führen kann.
Es ist aber auch möglich, dass sich die Persönlichkeit durch das Spielen im Laufe der Zeit verändert. Beispielsweise durch den Stress und die Folgen des Spielens. Auch denkbar ist, dass weitere Faktoren wie die Genetik oder Lebenserfahrungen bei diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Gene die Anfälligkeit für eine Glücksspielsucht beeinflussen.
Mehr erfahren und selbst testen
Sie würden auch gerne mal wissen, wie man Ihre Persönlichkeit beschreiben würde? Hier können Sie selbst den Big-Five-Persönlichkeitstest machen, der auch in den Studien verwendet wurde.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Spielverhalten bereits problematisch ist, hilft Ihnen der Selbsttest von Check dein Spiel.
Quellen:
- Dudfield, F. W., Malouff, J. M., & Meynadier, J. (2023). The association between the five-factor model of personality and problem gambling: A meta-analysis. Journal of Gambling Studies, 39(2), 669-687. link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10899-022-10119-5.pdf